Wer das Buch bereits gelesen hat, weiss natürlich sofort, worum es bei den Bildern geht. Die Fotos haben alle einen Bezug zu einzelnen oder sogar mehreren Geschichten. – Wer das Buch und die Geschichten noch nicht kennt, wird bei den Bildern, den Bildlegenden und Texten vielleicht gwundrig. Und kauft dann ein Buch. – Das ist der äusserst raffinierte Plan hinter dieser Seite.
Die Bildlegende ist natürlich purer Humbug, denn die erste Klasse bestand lediglich aus mir (erste Reihe ganz links) und meinem allerbesten Freund Willi Moser (erste Reihe ganz rechts). Die anderen Kinder waren alle weiter. Ein Jahr oder auch mehr. In der hintersten Reihe sassen dann die Fünft- und Sechstklässler. Willi ist ein Jahr älter als ich und einen Kopf kleiner. Wahrscheinlich weil er an manchen Tage fast ein Päckli raucht. Er ist auch sonst ein Schlawiner, das sieht man auf den ersten Blick. Ich hingegen sehe brav aus, bin aber auch kein Musterschüler: Meine Hausaufgaben erledigte ab der ersten Klasse Sefa, unser Kindermeitli für mich. Natürlich tadellos sauber und absolut fehlerfrei. Und was hatte ich davon? In der sechsten Klasse beherrschte ich knapp den Stoff eines Viertklässlers. Nein, das waren keine besonders guten Voraussetzungen für die Sekundarschul-Prüfung ...
Erinnerungen an meine Primarschulzeit werden in drei Geschichten wieder wach: »Eine Klasse für sich« (Seite 22), »Das schnellste Töffli« (Seite 27). Nicht zu vergessen natürlich der krönende Abschluss meiner Primarschulkarriere »Theater beim Psychiater« (Seite 54)
Ich sehe ja auch, dass man nichts sieht. Das Bild ist alles andere als scharf. Trotzdem mag ich es, denn es öffnet den Raum der Fantasie und die Türe zur Erinnerung. Und wenn ich es anschaue, erinnere ich mich sofort wieder an tausend Dinge: An die nicht asphaltierte, staubige Dorfstrasse, an die Mauern, Wiesen und Hecken, und an die Schnecken unter den Rhabarberblättern. Und eines weiss ich auch noch, dass mein Vater natürlich keine teure Leica oder Contax besass, sondern mit einem ganz günschtigen Käschtli fotografierte, und das erst noch sehr sparsam. Da waren auf dem selben Vierundzwanziger-Film dann der Osternhase, das Sommerpicknick und der Weihnachtsbaum drauf. Ich habe leider kaum Fotos aus jenen Jahren. Und die paar, welche ich habe, sind fast alle in dieser vorimpressionistischen Qualität.
In meinen Kinheitserinnerungen schwelge ich in den Geschichten: »Eine kleine Schweinerei« (Seite 30), »Ein besonderer Augenblick« (Seite 33) und natürlich im Wintersportdrama: »Alles über Unterhosen« (Seite 48).
Im Rückspiegel scheint alles kleiner. Auch der Schmerz. Ich war zwölf, im Knabeninternat auf der Schwägalp und alles andere als glücklich. Das sieht man auf dem Bild oder man ahnt es zumindest. Ich war sehr traurig und sehr einsam. Natürlich nicht pausenlos, denn das hält ja kein Mensch aus. Ausserdem teilten wir Buben alle das gleiche Schicksal. Das schweisste uns zusammen und animierte uns zu ziemlich wilden Streichen. Mit Jerry dem begnadeten Fotografen dieses Bildes habe ich jedenfalls noch heute ab und zu Kontakt. Und dann erinnern wir uns an die lustigen Episoden, denn davon gab es mehr als genug ...
Im Buch werden meine traumatischen Internatsjahre in drei Geschichten wieder lebendig: »Im Schatten des Säntis« (Seite 58), »Die Herisauliste« (Seite 63) und »The St Moritz Diaries« (Seite 68)
Nein, das ist nicht aus einer Fernsehsendung, bei welcher Moderatoren stundenlang übers Land knattern, Sprüche klopfen und Leute interviewen, die noch beliebiger und austauschbarer sind, als sie selber. Das ist aus den Siebzigern. Jerry und ich waren Ex-Internats-Insassan und wir kehrten – traumatisiert zwar, aber doch glücklich und erleichtert, nicht mehr dort zu sein – an den Tatort zurück. Mit dem Velo war’s von Zuhause aus viel zu weit. Und für die Autoprüfung war’s noch viel zu früh. Da blieb halt nur das Töffli. Das war eine schöne Zeit. Aber in der Erinnerung ist es ja immer schöner. Heute fahren erwachsene Männer: Werber, Zahnärzte und Architekten mit dem Töffli ins Tessin. Die Frage ist einfach: Wozu? – Schreiben sie die Antwort auf eine Postkarte!
Im Buch werden meine traumatischen Internatsjahre in drei Geschichten wieder lebendig: »Im Schatten des Säntis« (Seite 58), »Die Herisauliste« (Seite 63) und »The St Moritz Diaries« (Seite 68) – ja genau, das ist der selbe Text wie beim letzten Bild.
Vier Monate Afrika, quer durch die Sahara und das ist tatsächlich das einzige Foto der ganzen Reise, auf dem ich drauf bin. Wirklich wahr! Wahrscheinlich hat es meine Frau gemacht, direkt aus unserem Bus. Der fette, gelbe Bus auf dem Bild ist jedenfalls nicht meiner. Und die schlanke Frau mit den roten Shorts gehört auch nicht mir, sondern zum fetten, gelben Bus. Nicht mal der Werkzeugkasten gehört mir. Dafür habe ich ein hübsches rosa T-Shirt an und sehe darin aus wie Freddie Mercury für Arme. Ich weiss nicht, ob Dorothee, meine damals zukünftige Frau die Kamera schräg gehalten hat, oder ob das bereis die Krümmung der Erde ist, die man auf dem Bild erkennt. So oder so, Afrika ist und bleibt für mich ein faszinierender Kontinent.
Die Sahara-Expedition im Buch heisst: »Sarah und Sahara« (Seite 95) und fasst die unglaublichsten Begegnungen meiner Afrika-Reise nochmals zusammen.
Eine Flasche und ein Sixpack – mehr brauchte man in den Achtzigerjahren nicht, um cool im Rampenlicht zu stehen. Ausser natürlich ein starkes Selbstvertrauen und eine Handvoll schwache Sketche. Ich hatte beides. Hier persifliere ich eine Whiskyreklame, und das mit einer Rioja-Flasche! Das sagt ja irgendwie schon alles. Das war in Lausanne, im Saal sassen 500 Leute und eine Tonanlage gab’s nicht. Da konnte man nicht einfach in den Bart nuscheln, sondern musste abdrücken, volle Pulle. Zu diesem Theaterspektakel titelte die Bündner Zeitung ganz euphorisch: «Rolf Schmid – Nach London-Aufenthalt Auftritt in Lausanne.»
Über meinen total abverreckten Anfang als Bühnenkünstler gibts im Buch natürlich auch eine sehr lustige Geschichte: »Ein ganz grosser Künstler« (Seite 207). Damals fand ich das Fiasko allerdings ein Desaster. Oder war es genau umgekehrt?
Typisch, ich musste natürlich wieder im Zentrum stehen, das heisst, ich bin der hübsche, etwas unkonzentrierte Schnauz in der Mitte. Hier in Wangen an der Aare bei der Rettung, also beim Luftschutz, wie das damals hiess. Da kam man hin, wenn man einen Defekt hatte, also zum Beispiel ein zu kurzes Bein, wie ich oder keinen Hals, wie mein Kamerad rechts. Der schneidige Korporal links (kommandieren, kontrollieren, korrigieren) hatte einen Hals, dafür leider kein Rückgrat. Ja man kann eben nicht alles haben im Leben. Und im Militär ist ein Rückgrat ja sowieso eher hinderlich, vor allem wenn man weitermachen, also Offizier werden will. Aber wer will das schon, der bei klarem Verstand ist!
Wie ich es geschafft habe, schiessuntüchtig zu sein, kann man im Buch in der Geschichte: »Doppelter Dachschaden« (Seite 82) nachlesen. Wie ich es nicht geschafft habe, dem scharfen Arrest zu entkommen, erfahren Sie in: »Das muss Sie nicht interessieren« (Seite 86).
Links: Meine Mutter und ich. Sie ist auf dem Bild knapp dreissig Jahre alt, ich bin wesentlich jünger. Also ich würde mal schätzen, ein paar, vielleicht drei Monate. Sie ist sicher zufrieden, vielleicht sogar glücklich und sehr, sehr stolz. Ich habe noch ein ganz anderes, etwas weniger differenziertes Gefühlsleben, was man ja auch ganz klar meinem Gesichtsausdruck ansieht.
Rechts: Die ganze Familie vor einem blühenden Obstbaum. Der Klassiker schlechthin. Grund für das Bild war die Taufe meiner Schwester Klara. Ich bin drei und mein Vater hat bereits die Kontrolle über mich. Oder interpretiere ich jetzt zu viel in seine Hand? Jedenfalls bin ich seit dem letzten Bildli fest gewachsen und meine Mutter ist fest geworden.
Meine Eltern kommen im Buch natürlich in einigen Geschichten vor: »Das Sonntagskind« (Seite 19), »Mutter kauft ein Kleid« (Seite 36) und »Schöne Ferien!« (Seite 38). Sogar meine Grosseltern haben im Buch einen kurzen Einsatz: »Tat und Tatta in Surava« (Seite 54).
Links. Die Bretter, die die Welt bedeuten, waren für mich damals noch Schachbretter. Seit meiner Internatszeit war ich ein passionierter Spieler und nahm an einigen Jugendturnieren teil. Meine Abschlussarbeit als Konditor war dieses Brett aus Karamell und Marzipan. Damit setzte ich die Experten Schachmatt. Hier präsentiere ich es vor dem Eingang zu unserem Schweinestall.
Rechts. Wenn man schon extra einen Farbfilm eingelegt hatte, so wollte man natürlich auch alle Farben auf den Abzügen sehen. Das gelang am einfachsten im Garten. Also setzte sich Klara in die Tulpen und meine Eltern und ich spielten den Hintergrund. Und das auf jedes gute Farbfoto etwas Knallrotes gehört, wusste meine Mutter ja schon ewig.
Eine buchstäblich ernüchternde Geschichte aus meiner Lehrzeit ist »Bis der Arzt kommt« (Seite 72), meinen alten Eltern begegnet man im Buch immer wieder, meine folglich uralten Grosseltern haben mit »Tat und Tatta in Surava« (Seite 43) sogar eine eigene Geschichte. Genau wie unser schöner Garten »Gartenfest mit Gewitter« (Seite 104) .
Nach »Männerschau« war »Schein oder nicht sein« das zweite und auch letzte Programmen des so erfolgreichen wie kurzlebigen Cabarets 3iD. Es war mein erster Schritt Richtung Profi-Karriere. Ich spielte zusammen mit Andrea Zogg, der gerade Tatort-Kommissar gewesen war und also der Star der Truppe und Flurin Caviezel, von dem niemand wusste, ob er jetzt mehr Sprachen oder mehr Instrumente beherrschte. Wir spielten Nummern im Ensemble, aber jeder von uns hatte auch Solonummern. – Eine Reunion von 3iD ist natürlich längst überfällig, aber wir warten damit bewusst, bis wir zwischen fünfundachtzig und neunzig sind. Durchs diese schlaue Verknappung erhöhen wir die Nachfrage nach Tickets nämlich extrem.
Nach Cabaret 3iD war ich dann solo unterwegs. Die Geschichten: »Das Hohe-Munde-Brettl« (Seite 185) und »Die gefrorene Zeltblache« (Seite 189) erzählen von dieser spannenden Zeit.
Die Neuziger, das waren noch Zeiten! Der kleine Ausschnitt stammt natürlich aus «Die Direktorin», einer Schmonzette des Schweizer Fernsehens. Ich war damals sechsunddreissig und lieferte – in aller Bescheidenheit – eine oscarwürdige Interpretation und Darstellung eines korrekten Bündner Schalterbeamten ab. Dass ich für den Academy Award nicht einmal nominiert wurde, hat mich damals noch lange beschäftigt. – Nein, stimmt natürlich nicht! Ich wurde nominiert, gewann ihn aber nicht.
Die Geschichte im Buch zu meinem wunderbaren Dialog mit Schauspiellegende Walo Lüönd heisst originellerweise: »Walo Lüönd und ich« (Seite 175).
»S'isch guat, ds Valser Wasser«, beteuerte Hans Jenny den Fernsehzuschauern Ende der Achtzigerjahre im Zeitlupentempo. Das konnte die Konkurrentin, die Rhäzünser Mineralquelle, natürlich nicht so stehen lassen. Valser Wasser ist zwar gut, aber: »Rhäzünser isch gsünser.« Statt auf nasse Felsen, Wasserfälle, Geröllhalden, Gewitterwolken und andere Klischees setzte Hansruedi Schiessers Agentur Trimarca auf Witz, Weitwinkeloptik und auf mich. Und das manchmal fast täglich zur Hauptsendezeit. Und zack! über Nacht war ich weltbekannt in der ganzen Schweiz.
Die Geschichten im Buch zu meiner Karriere als Wasserträger und Markenbotschafter einer Mineralquelle: »Rhäzünser isch gsünser!« (Seite 177) und »Ein Harass kommt selten allein« (Seite 180).
Ich kann nicht nur lustig. Ich kann auch ganz anders. Bereits zu Beginn meiner Bühnenkarriere habe ich ebenso gerne dunklere Schattierungen und Stimmungen dargestellt. Im Theater, bei Freilichtspielen und kleineren Fernsehauftritten. Das Bild zeigt mich in einer Klibühni-Produktion als gebrochenen Mann. Mit René Schnoz zusammen im Theaterstück Indien von Joseph Hader und Alfred Dorfer.
Genau zu diesem Stück gibts eine überraschend komische Geschichte im Buch: »Uf Wiederluaga!« (Seite 212). Eine Abrechnung mit meinen irrsinnig kunstsinnigen Theaterkollegen und -innen findet man in der Geschichte »Ich komme auf die Welt« (Seite 116).
»Wer nicht genau weiss, wohin er geht, kommt oft am weitesten«, sagte Oliver Cromwell (1599-1658). Das stimmte auch 2020 noch. Jedenfalls für mich. Während andere Komiker an der Klagemauer der Pandemie alle nervten und der Allgemeinheit medial die Ohren vollheulten, baute ich meinen Texter zum Techniker um, und stampfte mit diesem kurzerhand eine kleine Sommer-Openair-Tournee aus dem steinigen Bündner Bergboden: 20 Stationen, 120 Kilogramm Risotto, 1200 Besucher. – Na, geht doch!
Genau am Tag des ersten Lockdowns begann ich mit Hardy auf einer abgelegenen Alp hinter dem Calanda das Programm »Echt jetzt?« zu schreiben. Die Geschichte dazu heisst: »Alpsegen auf Abwegen« (Seite 151)
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Rolf Schmid
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